In dem kürzlich veröffentlichten Artikel „Projektvorbereitung durch Bedarfsplanung“ sind wir im Zusammenhang mit der Bestimmung der Nutzungsanforderungen auf den Einsatz sog. User Personas eingegangen. Gerade bei Projekten, bei denen die späteren Nutzer im Vorfeld noch nicht feststehen, kann diese Methodik wesentlich zu einem gelungenen Entwurf beitragen und dabei helfen, die späteren Nutzer und deren Bedürfnisse optimal zu erreichen.

Was sind User Personas?

Alan Cooper, der als Erfinder des Modells gilt, definiert Personas als „hypothetische Archetypen eines typischen Nutzers, die zwar keine realen Personen sind, diese jedoch während des gesamten Entwicklungsprozesses repräsentieren“. Zu Beginn eines Projektes sind also anhand von Beobachtungen an realen Menschen, einige fiktive Personen zu schaffen, wodurch sich das in der Einleitung angesprochen Problem der Ungewissheit um Gewohnheiten, Wünsche und Ansprüchen vermeiden lässt.

Nicht zu verwechseln ist die Methodik mit der reinen Definition der Zielgruppe, die dennoch Teil der Erstellung einer Persona ist. Die abstrakten Informationen, die durch Beobachtungen und Analysen gesammelt wurden, werden vielmehr in den Personas zusammengefasst und damit lebendig gemacht.

Seinen Ursprung erfährt das Modell aus dem Bereich der Mensch-Computer-Interaktion (MCI) und ist ein wesentlicher Bestandteil beim Design und der Entwicklung von Software. Firmen wie AirBnB oder Uber beschäftigen zahlreiche Teams, die sich ausschließlich mit deren Nutzern und deren Benutzererfahrung auseinandersetzen. In der Architektur lässt sich das Modell ebenfalls sehr gut anwenden.

Die Vorteile von User Personas

Die Anwendung von User Personas setzt immer eine intensive Auseinandersetzung mit den künftigen Nutzern voraus. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Wünsche und Anforderungen besser erfasst werden.

Zudem haben Planer konkrete Bezugspersonen, auf die regelmäßig zurückgegriffen und mit denen sich leichter identifiziert werden kann. Der Entwicklungsprozess wird dadurch lebendiger, konkreter und effizienter. Sholomo Goltz, ein Interaktionsdesigner bei Hearsay Social drückt das wie folgt aus: „Mein Prozess ist effizienter und macht mehr Spaß, während die Ergebnisse meiner Arbeit wirkungsvoller und nützlicher sind“.

Zu guter Letzt verfolgt jeder Projektbeteiligte beim Bauen unterschiedliche Ziele. Diese sollten sich jedoch denen der bestimmten Zielgruppe unterordnen. Personas können allen Projektbeteiligten dabei helfen von den eigenen Interessen Abstand zu nehmen und den späteren Nutzer in das Zentrum zu stellen.

Die Erstellung von Personas macht nicht nur Spaß, sondern bringt die Projektbeteiligten auch zusammen und sorgt für ein besseres Verständnis der späteren Nutzer.

iStock/Porta

Wie man Personas richtig bestimmt

Schritt 1: Definition der Zielgruppe

In einem ersten Schritt ist die Zielgruppe zu definieren, die mit dem Projekt und dem Entwurf erreicht werden soll. Wer sind die idealen Anwender und welche Personengruppen lassen sich von vornherein ausschließen? Dabei können Sie sich einer Reihe von Kriterien bedienen. Bei Bauprojekten sind vor allem demographische, sozioökonomische, nutzungsbezogene und persönlichkeitsbezogene Merkmale von Relevanz. Frage Sie sich wie alt zukünftige Nutzer sind, über welches Einkommen diese verfügen, welchen Lebensstil diese verfolgen und worauf diese bei Gebrauch der Immobilie besonders großen Wert legen.

Schritt 2: Analyse der Zielgruppe

Sobald klar ist, welche Personengruppen als Nutzer in Frage kommen, gilt es diese zu analysieren. Über Workshops, Interviews oder Beobachtungen von Nutzern sind alle relevanten Informationen zu sammeln. Welche Probleme treten bei bisherigen Wohn- oder Arbeitsformen auf und wie werden diese bislang gelöst? Welche Erwartung haben die Nutzer an das neue Umfeld und worauf sollte besonders großen Wert gelegt werden? Erst wenn Sie Antworten auf diese Fragen gefunden haben, lassen sich verlässliche Personas erstellen.

Schritt 3: Erstellen der Personas

Am Ende des Prozesses sind diese Informationen in Personas zu übersetzen. Arbeiten Sie diese wichtigsten Personengruppen raus und entwickeln Sie für jeden Typ eine fiktive Person, welche die künftigen, realen Nutzer bestmöglich repräsentiert.

Jede Person erhält einen Steckbrief, der Projektbeteiligten dabei hilft nicht den Fokus zu verlieren. Dabei gibt es einige Bestandteile, die wir Ihnen anhand unseres Beispiels verdeutlicht haben, auf die nicht verzichtet werden sollte.

So ist eine Persona immer mit einem Name und einem Bild zu versehen, das dem fiktiven Archetyp ein Gesicht gibt. Grundlegende Angaben zur Persönlichkeit oder Motivation des Betroffenen verschaffen den Beteiligten einen schnellen Überblick, während Hintergrundinformationen wie Ziele, Bedenken oder Bedürfnisse sich gerade beim Treffen wichtiger Entscheidungen als hilfreich erweisen können.

Weitere Informtionen dazu können Sie dem Beitrag How To: Create a User Persona von Xtensio entnehmen. Auf der Seite finden Sie auch eine Reihe von nützlichen Templates, darunter auch für die Erstellung von Personas.

So könnte beispielsweise eine Persona für die Entwicklung eines modernen Wohnhauses mit Micro-Apartments aussehen.

Wie Personas in der Architektur einzusetzen sind

Die Personas sind im Rahmen der Bedarfsanalyse zu Projektbeginn zu erstellen und bei allen späteren Aktionen und Entscheidungen miteinzubeziehen. Ob bei der Erstellung eines Raumprogramms oder der späteren Grundrissgestaltung, versetzen Sie sich in Ihre Personas hinein und Hinterfragen Sie Ihre Lösungen aus deren Sichtweise.

Sholomo Goltz, der bei Alan Cooper hinter die Kulissen schauen konnte drückt das wie folgt aus: „Hier wurden die Personas nicht einfach ausgearbeitet und dann wieder vergessen – sie waren lebendige atmende Charaktere, die ständig präsent waren.“

Fazit

Das Zurückgreifen auf User Personas, kann nicht nur bei der Entwicklung von Apps oder neuen Webseiten, sondern auch bei Bauprojekten wesentlich zum Projekterfolg beitragen. Durch Sie nehmen Planer eine neue Sicht ein und begeben sich auf einen lebendigen und spannenden Entwicklungsprozess.

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