Spätestens seitdem große Technologiekonzerne wie Facebook, Samsung oder HTC auf dem Virtual Reality Markt mitmischen, erlebt die Technologie einen Durchbruch. Während ein Großteil der Nutzer der Gaming bzw. Entertainment Industrie zuzuordnen sind, haben auch andere Branchen das Potential der Technologie erkannt und setzen Virtual Reality beispielsweise bei der Entwicklung neuer Autos, in der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften oder bei der Vermarktung neuer Produkt ein.

Besonders von den Anwendungsmöglichkeiten profitieren können Baubeteiligte, die gerade in der Entwurfsphase mit Ungewissheiten konfrontiert werden. Selbst erfahrene Planer, die über eine hohe Vorstellungskraft verfügen, erfahren erst nach Baubeginn, wie Form und Funktion tatsächlich wirken.

Doch was genau ist Virtual Reality, welche Vorteile bringt die Technologie für die Baubranche und wie ist diese bei Bauprojekten einzusetzen? Diesen und weiteren Fragen sind wir nachgegangen.

Was ist Virtual Reality?

Virtual Reality (VR) beschriebt die Darstellung einer künstlich erschaffenen Welt, in die Nutzer über Virtual-Reality-Brillen, sogenannte Head-Mounted Displays, eintauchen. Abhängig von Equipment und Software, lässt sich ein Effekt der Immersion erzeugen, bei dem der Nutzer das Gefühl für Raum und Zeit in der wirklichen Welt verliert.

Nicht zu verwechseln ist VR mit Augment Reality (AR) oder Mixed Reality (MR), bei denen sich der Nutzer nicht völlig von der Außenwelt abkapselt, sondern virtuelle Elemente in der realen Welt abgebildet werden. Je nachdem wie realistisch die Elemente in der Umgebung wirken und wahrgenommen werden, spricht man von AR oder MR.

Letztere Technologien eigenen sich besonders bei Umbaumaßnahmen oder der Einrichtung von Bestandsobjekten. So hat Steelcase beispielsweise zusammen mit einem Pforzheimer IT-Dienstleister eine MR-Anwendung entwickelt, durch die sich 3D-Objekte in eine reale Umgebung platzieren lassen.

Besonders von den Anwendungsmöglichkeiten profitieren können Baubeteiligte, die gerade in der Entwurfsphase mit Ungewissheiten konfrontiert werden.

Foto: iStock/bernardbodo

Was sind die Vorteile von VR?

Bis zur tatsächlichen Entwicklung des Bauprojektes, stehen die Baubeteiligten vor der Herausforderung nicht zu wissen, wie Form und Funktion tatsächlich wirken. Während erfahrene Architekten durch jahrelange Erfahrung und zahlreiche Projekte eine besondere räumliche Vorstellungskraft entwickeln, mangelt es gerade unerfahren Bauherren an dieser Fähigkeit.

Mit VR gibt es nun eine technische Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen und geplante Gebäude noch vor Baubeginn zu erleben. Das Erlebnis reicht dabei über eine schlichte Gebäudebegehung hinaus. Vielmehr kann der Nutzer mit dem Entwurf interagieren und das spätere Nutzungsverhalten simulieren.

Dies hat zur Folge, dass Planungsfehler und Fehlentscheidungen, die Mehrkosten und Zeitverzögerungen zur Folge haben, frühzeitig identifiziert und behoben werden können.

Weiterhin ermöglich die Technologie den Planern besser auf die Bedürfnisse der künftigen Nutzer einzugehen, diese in den Planungsprozess zu integrieren und Emotionen zu wecken. Sebastian Meister, Geschäftsführer der Meister Immobilien GmbH, beschreibt dies in einem Interview mit DETAIL wie folgt: „Mit 2D-Plänen kann man keine Emotionen erzeugen. Aber wenn die Leute die 3D-Brille wieder absetzen, habe alle ein Lächeln im Gesicht“.

„Mit 2D-Plänen kann man keine Emotionen erzeugen. Aber wenn die Leute die 3D-Brille wieder absetzen, habe alle ein Lächeln im Gesicht.“

Sebadtian Meister, Geschäftsführer von Meister Immobilien GmbH

Der Einsatz von VR in der Architektur

VR kann in der Architektur in ganz unterschiedlichen Entwicklungsphasen zum Einsatz kommen, vom Entwickeln erster Lösungsvorschläge über das Beheben von Planungsfehlern bis hin zur Vermarktung des Entwurfs.

Vergleichbar mit dem Erstellen von Renderings, können die Bilder im Bereich der virtuellen Realität in verschiedenen Detaillierungsgraden dargestellt werden.

Gerade zum Beginn eines Projekts geht es weniger um Details, sondern vielmehr darum ein Gefühl von Proportionen, Verhältnissen und Massierungen zu erhalten. Zudem ist diese Phase durch Probieren und Verändern geprägt, weshalb hyperreale Darstellungen in dieser Phase wenig Sinn machen.

Steht der Entwurf fest und die Klärung von Detailfragen im Vordergrund, können z.B. durch das Simulieren der Sonneneinstrahlung oder Lichtverhältnisse realitätsnähe Darstellungen erstellt werden, welche die Entscheidungsfindung erheblichen vereinfachen.

Letzteres gilt auch für den Bereich der Innenarchitektur. Wie ist das Bad auszustatten, ist das Lichtdesign in sich stimmig und welche Oberflächen von Böden und Wänden sollen verwendet werden? Je früher diese Fragen geklärt sind, desto besser. Durch realitätsnahe Darstellungen können verschiedene Optionen dargestellt, miteinander verglichen und erlebt werden.

Selber machen oder Experten beauftragen?

Entscheidet sich ein Büro für den Einsatz von VR, stellt sich die Frage, ob man sich selbst mit der Technologie auseinandersetzen oder doch lieber einen Experten beauftragen soll. Die Antwort auf diese Frage hängt neben den zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Ressourcen auch von der Entwicklungsphase ab.

Gerade am Anfang eines Projekts bietet VR nur dann einen Vorteil, wenn sich das am Computer Geplante direkt in die virtuelle Welt transferieren lässt. Dies ist insofern nicht so ohne weiteres möglich, da die CAD- oder BIM-Dateien meist zu viele oder zu wenig 3D-Informationen enthalten. Diesem Problem versuchen hierauf spezialisierte Softwarehersteller, wie z.B. IrisVR, entgegenzutreten. Zudem beschäftigten sich auch immer mehr CAD-Anbieter wie Graphisoft oder AutoDesk mit Lösungen, die eine direkte Übersetzung ermöglichen sollen.

Ist das Projekt hingegen schon weiter fortgeschritten und sind alle wesentlichen Detailfragen geklärt, ist das hinzuziehen eines Experten durchaus empfehlenswert. Unternehmen, wie z.B. iVR, verfügen über das notwendige Know-How und Equipment, um Entwürfe photorealistisch darzustellen und beispielsweise durch das simulieren von Geräuschen oder Sonnenstrahlen superreal wirken zu lassen.

Fazit

Virtuelle Realität gewinnt immer mehr an Bedeutung und hat mittlerweile Einzug in zahlreiche Branchen gefunden. Gerade für Architekten bringt die Technologie jede Menge Vorteile mit sich und ist damit ein Thema, mit dem es sich auseinanderzusetzen gilt. Damit VR sich als ein fester Bestandteil des Entwicklungsprozesses entwickelt, muss die Technologie noch schneller, einfacher und kostengünstiger zu benutzen sein.

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